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EDITION DONAU-UNIVERSITÄT KREMS
INTEGRATIVE THERAPIE
Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration
Aus Heft 2006, 1/2 Themenschwerpunkt: Evolutionspsychologie und Menschenbild
Seite 181 – 219

Menschenbildannahmen in der verhaltens-theoretischen Psychotherapie

Josef W. Egger

 

Zusammenfassung: Menschenbildannahmen in der verhaltens-theoretischen Psychotherapie
Alle Psychotherapeuten befinden sich durch das Anwenden bestimmter therapeutischer Techniken, die naturgemäß implizite Menschenbildannahmen enthalten, aber auch durch ihr eigenes Menschenbild (bzw. Weltbild) in einem ethischen Spannungsfeld. Therapeutisches Handeln ist nämlich unweigerlich mit einem ethisch-moralischen Anspruch verknüpft. Aus diesen Überlegungen resultiert die Forderung an die Therapeuten, sich sowohl mit den eigenen Menschenbildannahmen als auch mit den anthropologischen Prämissen der jeweiligen therapeutischen Richtung zu befassen und deren Einfluss im Zuge des therapeutischen Vorgehens transparent zu machen. Im Folgenden sollen – ausgehend von den frühen Positionen der Verhaltenstherapie bis zu den gegenwärtigen komplexen kognitiv-behavioralen Therapiekonzeptionen – die zugrunde liegenden Menschenbildannahmen in der verhaltenstherapeutischen Tradition kritisch beleuchtet werden. Neben einigen Vorzügen, insbesondere dem weit reichenden emanzipatorischen Ansatz, wird in den historischen Verhaltenstherapie-Konzepten auch ein relatives Manko an „humanistischer“ Wertorientierung offenkundig, was im Laufe der Jahrzehnte zur kritischen Distanzierung gegenüber diesen alten Ansätzen beigetragen hat. Die Verhaltenstherapie von heute vertritt ein ganzheitliches Bild des Menschen, der als ein Wesen gesehen wird, das Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt, aus seinen vielfältigen Erfahrungen Nutzen zu ziehen, um sowohl seine Innenwelt wie auch seine Umwelt aktiv zu gestalten, wohl wissend, dass er selbst von dieser Umwelt beeinflusst wird. Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die in Analogie zum medizinischen Krankheitsmodell davon ausgeht, dass das direkt erfassbare Symptom nur Ausdruck einer tiefer liegenden Störung (z.B. eines unbewussten Konflikts) ist, ist für die Verhaltenstherapie das “Symptom“ selbst ein Teil des Problems. Jedes gesunde oder kranke Verhalten ist eng mit den inneren und äußeren Lebenswelten (Denk- und Gefühlswelt: konkrete Lebensbedingungen bis hin zum Kulturkreis) verknüpft (vgl. Sorgatz 1988). Die aktuelle Entwicklung zeigt eine Tendenz zur Überwindung schulengebundener (und damit theoretisch begrenzender) Ansätze und zur Weiterentwicklung in Richtung einer integrativen Orientierung („integrative Verhaltenstherapie“, „psychologische Therapie“, „Neuropsychotherapie“). Dies ist konsequenter Weise auch mit einer zunehmenden Komplexität in der Modellbildung für das Konstrukt „Menschenbild“ verbunden

Schlüsselwörter: Psychotherapie, Verhaltenstherapie, kognitiv-behaviorale Psychotherapie, Menschenbild, Anthropologie

 

Summary: Human image assumptions in behavioral-theoretical psychotherapy
Psychotherapists are utilizing therapeutic techniques which contain intrinsic ideas of the human nature. They are also influenced by their own philosophy of the human nature. Therapeutic work is therefore tied inevitably with an ethic-moral claim. Based on these considerations it is necessary for a psychotherapist to deal with both the own idea of the human nature as well as the anthropological premises of the respective therapeutic tradition in detail to make transparently their influence in the therapeutic process. Beginning with the early positions of the behaviour therapy tradition the underlying ideas of the human nature are illuminated critically up to the present therapy conceptions in the cognitive-behaviour therapy. Beside some outstanding advantages of the contemporary cognitive and behaviour therapies (e.g. far-reaching self management attempt) and the evolution toward a multidimensional as well as holistic understanding of the human nature (i.e. materialistic and idealistic aspects) some deficit of an explicit orientation on humanistic values may be seen yet.

Keywords: Psychotherapy, cognitive-behaviour therapy, philosophy of human nature, anthropology

 

Downlaod:

IT-2006-1-2-egger-menschenbildannahmen-in-der-verhaltens-theoretischen-psychotherapie [620 kB]

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